NachrüstungMit Match-Qualitäten
Roland Kessler hat einen Direktabzug für die Mauser 66 (S)konstruiert, der sie drückjagdtauglich macht.
Zehntausende der hochbewährten Mauser 66 (S)-Büchsen sind heute noch im Einsatz – zur vollen Zufriedenheit ihrer Besitzer. Doch eine Kleinigkeit stört viele 66-Fans: der Abzug. Der zuallermeist vorhandene Doppelzüngelstecher steht ungestochen viel zu hart für einen fein gezielten Schuss, erst recht in heutigen Drück- und Bewegungsjagdszenarien. Daher bleibt die Mauser 66 (S) oft im Waffenschrank, wenn eine Drückjagd oder das Schießkino anstehen. Nun hat der Deggendorfer Büchsenmachermeister Roland Kessler für die Mauser 66 (S) – mit Normal-, aber auch Magnumsystem (!) – einen Direktabzug entwickelt. Kessler genießt durch seine 98er Leichtbüchse Kesslerin einen guten Ruf. Die dort verbauten Direktabzüge sind so brillant, dass er auch normale 98er und Mannlicher Schönauer GK-Repetierbüchsen damit in abgewandelter Form nachrüstet. Nun hat sich Kessler der Mauser 66 (S) angenommen. Durch deren Teleskopverschluss liegt das Magazin unter dem Verschluss, darunter der Abzug. Der muss seitlich neben dem Magazin nach oben wirken. Mauser verwendete eine unter dem Magazinkasten verlaufende "Wippe", die ein seitliches Übertragungsstück bedient. Kessler benutzt die Wippe zwar auch, setzt hier aber einen aus wenigen Teilen bestehenden und direkt wirkenden Abzug an, der so flach baut, dass er unter den Magazinkasten passt. Das Geheimnis dieses Abzugs liegt in der richtigen Winkelstellung. In jedem Fall muss die komplette Waffe zu Roland Kessler geschickt werden. Hier ist Büchsenmacherhandwerk gefragt, denn auch ein Stabilisierungsblech wird unten am Magazinkasten angelötet. Ein "Abzugskit" zum Selbermachen wird es nicht geben.
Widerstand nach Wunsch
Der Abzugsbügel muss etwas umgearbeitet werden, schließlich wird jetzt nur noch ein etwas größerer Durchlass benötigt. Über Stellschrauben, die nachher versiegelt werden, stellt Kessler den gewünschten Widerstand (in der Regel 800 g) und den Abzugsweg (Abzugstopp nach 1,5 - 2 mm) präzise ein. Unsere Testwaffe mit dem neuen Abzug sorgte auf dem Schießstand für Aufsehen: Der Abzug hat Matchqualität. Er löst ohne spürbaren Weg bei 400 Gramm Widerstand aus. Dabei ist er völlig sicher – selbst Schläge mit dem Gummihammer auf das hintere Ende des Systems beeindruckten ihn nicht. Sehr angenehm ist, dass der Abzug bedienerfreundlich ganz hinten im Abzugsbügel angeordnet ist. Der Umbau kostet 330 Euro – aber: Mit dem Kessler-Direktabzug wird die altbewährte Mauser 66 (S) stark aufgewertet, ja geradezu modern. Und sie ist so voll drückjagdtauglich. Im Vergleich zum Deutschen Stecher ist das Abzugsverhalten um Klassen besser. Eine Investition, die sich grundlegend auszahlt!
Reiner Mertens